Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 90’000 Personen pensioniert. Nebst der gewaltigen persönlichen Veränderung ändert sich auch die finanzielle Situation fundamental. Die Roth Gygax & Partner AG berät und begleitet Ärztinnen und Ärzte seit vielen Jahren bei diesem Schritt und erstellt zahlreiche Pensionsplanungen. SKALPELL wollte von Roger Ledermann, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung, wissen, wie diese Herausforderungen am besten zu bewältigen sind.
Herr Ledermann, zahlreiche Ärzte verlassen sich bezüglich ihrer Pensionierung auf die Beratung ihrer Unternehmung. Was macht Sie so besonders?
Unsere Besonderheit ist unsere starke Fokussierung. Wir beraten fast ausschliesslich Ärzte, Zahnärzte und Medizinalpersonen. Dadurch kennen wir die Bedürfnisse dieser Berufsgruppen bestens und wissen genau, worauf es ankommt. Weiter verfügen wir über viel branchenspezifisches Know-how wie beispielsweise “Welche Spezialitäten gibt es bei den BVG-Stiftungen für Ärzte?”, “Welches sind die Herausforderungen bei der Versicherung einer Gemeinschaftspraxis?” oder “Wie versichert man den Erwerbsausfall eines selbständigen Arztes am besten?”. Die finanzielle Planung einer Pensionierung ist eine unserer Kerndienstleistungen. Unsere Beratungskonzepte sind erprobt und haben sich schon zahlreich bewährt.
Das Thema Pensionsplanung ist sehr komplex. Man weiss schlicht und einfach nicht, wo man anfangen soll. Wo setzen Sie den Hebel an?
Die Standard-Antwort würde hier lauten: 10 Jahre vor der Pensionierung. Unsere Ansicht ist jedoch anders. Sobald unsere Kunden ein Erwerbseinkommen erzielen, bleibt in der Regel auch ein Teil davon als Sparquote übrig. Ziel dieses Sparens ist einerseits projektgerichtet, also zum Beispiel für einen Hauskauf, Firmengründung, etc. Andererseits aber auch für die persönliche Vorsorge, also zur Bildung eines Kapitals, welches nach der Pensionierung zur Verfügung steht.
Dementsprechend ist eine Pensionsplanung stets auch schon ein Teil der Finanzplanung. Oder konkret gesagt, wir beraten unsere Kunden während des gesamten Erwerbsprozesses auch immer im Hinblick auf die Pensionierung.
Mir ist das zu wenig greifbar. Können Sie das näher erklären?
Gerne möchte ich das anhand dieses Schemas aufzeigen. In jüngeren Jahren ist die Sparquote in der Regel noch etwas kleiner und die Pensionierung scheint in weiter Ferne zu sein. Dennoch wird schon Geld angespart, sei es in der beruflichen Vorsorge (BVG), über die Säule 3a oder in der privaten Vorsorge. Unsere Beratung dreht sich um folgende Fragestellungen:
- Spart man genügend Kapital an?
- Wie kann man die Sparquote optimal anelgen?
- Wie kann man die Steuersituation optimieren?
- Was passiert bei einer Erwerbsunfähigkeit oder im Todesfall?
Mit zunehmendem Alter rückt die Pensionierung immer näher. Häufig verändert sich auch die Einkommens- und Vermögenssituation und auch unsere Pensionsplanung legt andere Schwerpunktthemen:
- Sollte man noch BVG-Einkäufe tätigen?
- Welchen Pensionierungszeitpunkt strebt man an?
- Welche Rentenleistungen darf man erwarten?
- Wie kann das Kapital nach der Pensionierung optimal eingesetzt werden?
Ich denke, eine wichtige Frage in einer Pensionsplanung lautet “Rente oder Kapital”. Welche Meinung vertreten Sie?
Sie haben Recht, diese Fragestellung ist sehr zentral. Eine Antwort darauf liefert jedoch nur eine individuelle Analyse der gesamten Kundensituation. Es geht darum festzulegen, welchen Bedarf an laufenden Einnahmen ein Kunde überhaupt hat und ob beispielsweise noch grössere Beträge für einen Umbau im Haus oder eine Reise eingeplant werden sollen. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile von Rente und Kapital spielen auch zahlreiche weitere Aspekte eine Rolle wie beispielsweise die Höhe der steuerlichen Belastung, der Umwandlungssatz der Pensionskasse, die gesundheitliche Verfassung der Kunden, die familiäre Situation, gewünschte Flexibilität und so weiter.
Mir ist besonders wichtig, dass man solche Entscheidungen nicht losgelöst fällt, da sie stets Auswirkungen auf die Gesamtsituation haben. Wir zeigen Ihnen die verschiedenen Wechselwirkungen auf. Und schlussendlich spielt der Bauch oft auch eine wesentliche Rolle. Wir können Ihnen zwar die Vor- und Nachteile Ihrer Optionen berechnen, wichtig ist aber, dass Sie auch vom Gefühl her richtig entscheiden.
Wie meinen Sie das genau?
In einer Pensionsplanung neulich haben wir ermittelt, dass ein Kapitalbezug der BVG-Gelder attraktiver wäre. Das Ehepaar hat sich aber schon länger auf einen Rentenbezug eingestellt. Für sie fühlte sich die Rente einfach – wie übrigens für viele Kunden – “richtig” an. Es wurde schlussendlich ein Konzept mit einem Teilbezug der BVG-Rente umgesetzt, während das restliche Kapital in eine alternative Rentenform investiert wurde. Die Kunden erhalten so monatlich ihre garantierten Rentenzahlungen, haben durch ihre Wahl aber auch die Steuerbelastung massiv reduziert und können relativ flexibel über einen Teil ihres Geldes verfügen.
Sie haben bereits mehrfach die Steuersituation nach der Pensionierung angesprochen. In der Regel sinken die Einnahmen nach der Pensionierung, wodurch dieser Aspekt nicht mehr so relevant ist, oder?
Es stimmt zwar, dass die Einnahmen normalerweise nach der Pensionierung tiefer sind. Gleichzeitig fallen aber auch viele Steuerabzüge weg. Sie leisten zum Beispiel keine Beiträge an die Säule 3a mehr und tätigen auch keine BVG-Einkäufe mehr. Zudem fallen Abzüge für Berufskosten weg. Viele Kunden reduzieren zudem zur Pensionierung Ihre Hypothek, wodurch auch weniger Schuldzinsen steuerlich abgesetzt werden können. Schlussendlich resultiert ein kleiner Schock, wenn die Steuerbelastung nach der Pensionierung noch gleich hoch ist wie zuvor.
Sie sprechen die Hypothek an. Wie hoch sollte diese nach der Pensionierung noch sein?
Einerseits prüft Ihre Bank die Tragbarkeit nach der Pensionierung neu und verlangt dadurch unter Umständen eine Teilamortisation. Andererseits gilt es, den finanziellen Spielraum abzuschätzen. Häufig erhalten Sie zur Pensionierung zahlreiche Gelder, wodurch Sie eine Hypothek zurückbezahlen können. Dadurch gibt man aber auch einen Teil der Flexibilität auf, denn später wieder eine Hypothek aufzunehmen ist manchmal nicht mehr möglich. Diesem Thema haben wir uns übrigens in der letzten SKALPELL Ausgabe umfassend gewidmet. Sie finden diesen Beitrag zudem im Blog auf unserer Homepage.
Kommen wir zum Schluss. Welchen Geheimtipp möchten Sie unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Häufig spüren wir eine gewisse Furcht bei Kunden vor dem Thema Pensionsplanung. Ich rate Ihnen, gehen Sie es positiv an. In der Regel sind Sie nie so reich wie zum Zeitpunkt Ihrer Pensionierung. Darauf können Sie stolz sein und sich freuen. Und vertrauen Sie auf unsere Beratung. Gemeinsam schmieden wir Ihren persönlichen Finanzplan für einen guten Start in den dritten Lebensabschnitt.
Zur Person
Roger Ledermann, 38, arbeitet seit der Gründung bei der Roth Gygax & Partner AG und ist zuständig für den Bereich der privaten Vorsorge sowie für die Entwicklung von ärztespezifischen Versicherungslösungen. Als ausgewiesener Versicherungsfachmann, Finanzplaner und Betriebswirtschafter kennt sich Roger Ledermann mit Zahlen bestens aus. In seiner Freizeit verbringt er vor allem Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, am liebsten auf einer Reise.